DIE LAGUNEN-ROUTE
Hat die Auto-Segnung in Copacabana nichts genützt? Oder wurden wir von den Schamanen in La Paz verhext? Zuerst müssen wir vor den Tumulten rund um die Präsidentschafts-Wahl in Bolivien flüchten, dann empfangen uns Unruhen in Chile und nun das… Am Tag bevor wir zur Lagunen-Route aufbrechen wollen, drehen wir den Schlüssel im Zündschloss und nichts geschieht… ☹ Es sind die mexikanischen Starterbatterien – wir benötigen schnellen Ersatz! Den finden wir zu unserem Glück in der nur 100 Kilometer weiter gelegenen Minen-Stadt «Calama». Wir sind froh, dass wir die Batterie-Schwäche in «San Pedro de Atacama» und nicht mitten im Nirgendwo bemerken. Erneut stellen wir die geplante Route um und unsere Reisefreunde Marianne und Reinhold sind flexibel genug und machen mit! Wir fahren also nach «Calama», wechseln die Starterbatterien und von dort geht es weiter über den wenig bekannten «Ollagüe-Pass» nach Bolivien um dort zuerst den Salzsee von «Uyuni» zu besuchen. Die Situation einige Tage nach der Präsidentschafts-Wahl in Bolivien ist nach wie vor nicht gut und es gibt Aufstände und Strassenblockaden wegen dem Wahlbetrug des amtierenden Präsidenten Evo Morales, aber diese beschränken sich auf die grösseren Städte. Der abgelegene, südliche Teil des Landes ist davon scheinbar nicht betroffen und so machen wir uns auf Richtung Bolivianische Grenze.
CHILENISCHE TRAUM-LANDSCHAFT
Langsam fahren wir immer höher hinauf ins Altiplano. Die Landschaft ist wie in «San Pedro de Atacama» immer noch sehr trocken. Wir sind noch nicht an der Grenze angelangt, tauchen links und rechts der Strasse die ersten Lagunen auf. Total überrascht halten wir immer wieder an und können uns kaum satt sehen an den Farben dieser Andenwelt. Menschen gibt es hier oben kaum. Die Nächte sind kühl und tagsüber bläst oft ein starker Wind. Doch diese unwirtliche Gegend ist das Zuhause von hunderten von Flamingos und Vicuñas. Die Flamingos sieben mit ihrem Schnabel kleine Krebse aus dem extrem salzhaltigen Wasser und den Vicuñas reicht offensichtlich das dorre und stachlige Spinifex-Gras zum Überleben aus. Wir sind schon jetzt begeistert und freuen uns erst recht auf das Anden-Abenteuer entlang weiterer Lagunen in Bolivien.
EIN SALZMEER
Die Grenzformalitäten auf dem «Ollagüe-Pass» sind unkompliziert und die freundlichen Beamten geben uns ein letztes Update zum Strassenzustand. Dann rumpeln wir im Konvoy über die mehr als nur schlechte Schotterpiste zum «Salar de Uyuni», der grössten Salzpfanne der Erde. Hier befand sich einst ein prähistorischer See, der austrocknete und eine wüsten-artige, fast 11’000 Quadratkilometer grosse Fläche zurückliess. Die Landschaft ist von schneeweissem Salz, Fels-Formationen und kakteenbewachsenen Inseln geprägt. Es ist definitiv ein weiteres Highlight unserer Reise als wir mit 90 Stundenkilometer über die steinharte, trockene Salzkruste zur Kakteen-Insel «Incahuasi» brettern. Wir sind umgeben von absolutem weiss und vom höchsten Punkt der Insel beobachten wird die unwirkliche Mondlandschaft um uns herum. Die Fläche scheint grenzenlos und ohne GPS-Navigation wären wir orientierungslos und verloren. Aber wir wollen noch etwas weiter, steigen wieder in unsere Autos und fahren einfach geradeaus bis am Horizont endlich eine andere, kleinere Insel aus dem Nichts auftaucht. Hier verbringen wir zwei Nächte an den Ufern des Salzsees, nein Salzmeeres und erkunden tagsüber die skurrile Welt aus Salz.
DIE BERÜHMTE LAGUNEN-ROUTE
Zurück mit richtiger Erde unter unseren Rädern, lassen wir unsere Fahrzeuge in «Uyuni» gründlich mit Hochdruck waschen da die Fahrt über den Salar vor allem den Unterboden mit einer weissen Salzkruste bedeckt hat. Anschliessend füllen wir unsere Vorräte und Wasser-Tanks auf und fahren weiter zur Lagunen-Route welche uns am Ende zurück nach «San Pedro de Atacama» in Chile bringen soll. Als wir am späteren Nachmittag die Hauptstrasse verlassen und im 4×4-Antrieb über die wirklich holprige und steinige Piste zu den ersten Lagunen gelangen, ist es bewölkt und es regnet in dieser sonst eher trockenen Gegend. Die Gipfel der Vulkane sind in schwarzen Wolken gehüllt. Doch wir haben Glück! Nachdem wir unser Nachtlager aufgeschlagen haben, bricht die Sonne durch und wir haben Blick auf die frisch verschneiten Vulkangipfel welche sich im Licht der untergehenden Sonne in der Lagune spiegeln. Was für eine Pracht! Nach dem Sonnenuntergang wird es schnell bitterkalt. Wir sind auf über 4’000 Meter über Meer und die Nächte sind windig und das Thermometer sinkt unter den Gefrierpunkt. Von anderen Reisenden haben wir gehört, dass die Kälte in der Nacht den Diesel hat ausflocken lassen und sie am Morgen ein paar Stunden warten mussten bis die Sonne das Fahrzeug genügend gewärmt hat und sie den Motor wieder starten konnten… Deshalb parken wir aus Vorsicht unser Zuhause-auf-Rädern mit der Nase Richtung aufgehender Sonne. Glücklicherweise springt unser Motor am Morgen gleich wie gewohnt an. Entweder war es nicht ganz so kalt oder das Parken in der Sonne hat geholfen.
ABWECHSLUNGSREICHE HIGHLIGHTS
Am nächsten Tag machen wir uns auf, die Welt der Lagunen und Flamingos zu erkunden. Die Landschaften durch die wir fahren sind nicht von dieser Welt, tragen klingende Namen wie «Dalí-Wüste» und «Stein-Baum» und sogar unsere mittlerweile verwöhnten Augen können sich daran kaum satt sehen. Nur die schlechten Pisten schütteln uns immer wieder zurück in die Realität. Die Wellblech-Pisten fühlen sich beim Befahren eher wie kleine Gebirgsketten an und wenn es die zur Abwechslung nicht gibt, dann ist der Weg mit spitzigen Steinen gepflastert und wir bangen um unsere Reifen. Oft gibt es mehrere parallel verlaufende Routen und wir müssen auf gut Glück eine aussuchen. Manch ein Weg verliert sich dann im Nirgendwo und nur das GPS-Signal sagt uns, dass wir noch richtig unterwegs sind. Wir finden aber immer wieder auf die Hauptroute zurück und kommen langsam vorwärts Richtung der berühmten «Laguna Colorado». Als wir an dieser roten Lagune mit ihren riesigen Schwärmen von Flamingos ankommen, ist der kalte Wind fast unerträglich und wir vertagen einen Erkundungs-Spaziergang auf später. Am nächsten Morgen hat der Wind abgeflaut und wir können die Lagune mit ihrer einzigartigen roten Farbe näher erkunden. Es sind eine spezielle Algenart und ein besonders hoher Mineralstoffgehalt welche für die rote Farbe verantwortlich sind und dem See sein spezielles Aussehen verleihen.
HEISSE QUELLEN
So genial die Landschaft ist, sie lädt nicht unbedingt zum langen Verweilen ein und so führt uns unsere Reise weiter zur nächsten Attraktion. Es sind die dampfenden und blubbernden Schlammlöcher einer Geothermal-Quelle. Der Wind bläst erneut erbarmungslos und die Temperaturen sind hier auf fast 5’000 Meter auch tagsüber kühl so dass wir froh um unsere Daunenjacken sind. Ebenfalls froh sind wir, dass wir mit den Geysiren den höchsten Punkt der Lagunen-Route erreicht haben und es von nun an wieder bergab geht. Die letzte Nacht unserer Tour verbringen wir zwar immer noch auf 4’000 Meter aber an einem heissen Infinity-Pool mitten im nirgendwo. Wir geniessen das 40 Grad warme Wasser und die tolle Aussicht und plantschen in der Wärme bis die Sterne am Himmel über uns leuchten und unsere Haut ganz schrumpelig ist.
ZURÜCK IN DIE ZIVILISATION
Am vierten und letzten Tag unserer Lagunen-Tour fahren wir entlang der «Laguna Verde» und «Laguna Blanca» zurück nach «San Pedro de Atacama». Exakt bis zur Grenze von Chile bleibt die Piste wirklich grottenschlecht und wir freuen uns über alle Massen als nach der Ausreise aus Bolivien und noch vor dem Chilenischen Grenzposten die Teerstrasse vor uns auftaucht ? Nach etlichen Grenzübertitten sind wir mittlerweile geübt und die Formalitäten sind rasch erledigt und unser Mobil vom Zollbeamten inspiziert. Wir rollen auf dem Asphalt wie auf Wolken in das 2’000 Meter tiefer gelegene «San Pedro de Atacama» und freuen uns da angekommen über die sommerlichen Temperaturen und das Mehr an Sauerstoff. Hier bleiben wir ein paar Tage und erholen uns von unserer Abenteuer-Lagunentour. Tagsüber entdecken wir die Umgebung und abends sitzen wir mit anderen Reisenden bei einem Glas Wein zusammen und tauschen Ideen und Erlebnisse aus.
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Unglaublich schön! Ich freue mich sehr darauf!
Herzlichen Dank! Die Lagunenroute ist definitiv eines unserer Anden-Highlights – wir wünschen viel Spass sobald ihr da angekommen seid 🙂
Neckische Bilder am Salzmeer. Kakteen über dem “Nebel” könnte man meinen.
Dann die fantastischen Aufnahmen mit Spiegelungen, sei es der verschneite Vulkan oder die Flamingos, traumhaft!
Thomy, hets dir im Wasser alles zämezoge oder bisch so mager?
Was sind das für Titten bei den Grenzübertitten?
Nur 4 Tage Lagunentour und so viele verschiedene grandiose Eindrücke sprich Bilder …..
Einmal mehr: DANKE für’s Mitreisen lassen.
Heute gibt’s auf Facebook noch ein Post mit mehr neckischen Bildern vom Salzmeer! Dieser Streckenabschnitt war echt geprägt von unglaublichen Landschaften und wir haben uns weiter Bilder und Highlights für einen nächsten Bericht aufgespart… Liebe Grüsse aus Argentinien
PS: und heisst es nicht Rechtsschreibung rettet Leben…?! Da spielt doch Tritte oder Titte keine Rolle ?
Wow Jungs, fantastische Bilder habt Ihr wieder gemacht, einfach Top alles!!!
Es macht viel Spaß Euren Bericht zu lesen, ist genau richtig!
Weiterhin viel Glück und gute Fahrt.
Viele liebe Grüße
von Petra
Liebe Petra
Vielen Dank für Deine Zeilen, es spornt uns an bald den nächsten Bericht zu veröffentlichen – wir kämpfen aktuell etwas mit nicht-vorhandenem Wifi… Dafür sind die Landschaften in Argentinien umso schöner und so lassen wir den Blog ab und zu etwas links liegen und verbringen die Zeit draussen in der Natur und beim Entdecken dieses riesigen Kontinents.
Herzliche Grüsse
Thomas & Stefan
Wow, was sind das für geile Landschaftsbilder!!!
Habe mich schon die ganze Zeit auf die Altiplano – Bilder gefreut – und die sind echt der Hammer!
Also Jungs weiter so !
Ganz liebe Grüße
Thomas und Ellen
Hallo ihr Lieben, vielen Dank – freut uns natürlich wenn wir mit den Bilder begeistern können – die Landschaft ist ja auch wirklich der Hammer. In den nächsten Tagen kommt ein neuer Post mit einem kleinen Film über unsere Zeit in den Anden… 😉
Seid lieb gegrüsst
Thomas & Stefan